Abschlussfahrt Madagaskar !!!

14.12.2007 bis 07.01.2008

Madagaskar

Alle Beteiligten sind sich einig: Gegen die Jahresabschlusstour 2007 sind alle bisher unternommenen Touren nur als Kaffeefahrten anzusehen! 

Vom 14.12.07 bis 7.1.08 waren fünf Mitglieder des R.A.T.-Stammtisches Mörstadt für drei Wochen auf die Transalps von Manfred Luft umgestiegen um in dieser Zeit den Südteil Madagaskars zu erkunden. Wir legten in dieser Zeit rund 3.500 km mit den Bikes, ca. 150 km mit dem Dschungelzug und eine nur schwer zu messende Strecke mit dem Boot auf dem Tsiribihina zurück.

Und um es vorweg zunehmen: Die Maschinen bewiesen ihre Stand-festigkeit, zeigten trotz des beachtlichen Alters keinerlei Ausfall-erscheinungen und brachten uns ohne technische Pannen zuverlässig durch das Land.

Hier der Link zu Manfred Luft:  
http://madagascar-on-bike.com/willkomm.htm

Reiseablauf:

Auf dem Flug von Frankurt über Johannesburg nach Tana kommt zunächst die Hälfte unseres Gepäcks abhanden und wir entschliessen uns, den ersten Aufenthalt im Hotel du Lac auf zwei Tage zu verlängern. Sicherheitshalber wird auf dem Markt eine Mindestausstattung an augenschöner Unterwäsche besorgt. Bei dieser Gelegenheit tauchen wir bereits tief in die Gerüche des Landes ein, die uns die folgenden drei Wochen begleiten sollten. Im Taxi-Bus gehen wir auf engste Tuchfühlung mit der einheimischen Bevölkerung. Die Beladung und der technische Zustand der Fahrzeuge lassen uns bald erahnen, dass unsere westlichen Vorstellungen von Betriebssicherheit wohl etwas an den tatsächlichen Notwendigkeiten vorbeigehen und wir werden uns im Folgenden noch mehrfach wundern, dass trotz aller Unzulänglichkeiten alles immer doch irgenwie funktioniert.

Am folgenden Tag wird der Rest des Gepäcks nachgeliefert, wir übernehmen unsere neu bereiften Bikes, legen eines davon noch schnell etwas tiefer. Manfred Luft bringt uns raus aus dem Verkehrsgewühl der Stadt und schon machen wir uns auf zu unserem ersten Tagesziel Antsirabe. Nach den angenehm warmen Temperaturen des frühen Nachmittages werden wir von einem Gewitterschauer überrascht, der sich zu unserem Erstaunen zu einem Hagelsturm entwickelt und in kürzester Zeit die Temperaturen in den Keller fallen lässt. Darauf nicht eingestellt erreichen wir nass und frierend am Lac Andraikiba das Hotel Dera, in dem wir -wie in allen folgenden Hotels- freundliche Aufnahme finden.

Miandrivazo heißt das nächste Tagesziel und wir sind vorgewarnt. Es soll sich um eine der heißesten Gegenden Madagaskars handeln. Tatsächlich erwartet uns eine Hitze, die uns zu schaffen macht.  Unerwartet finden wir direkt neben der Tankstelle ein sehr sauberes Hotel und in diesem findet uns der "örtliche Tourismusmanager". Jaques nennt er sich, gesellt sich zu uns und versucht uns eine Pirogenfahrt zu den etwas oberhalb gelegenen Wasserfällen schmackhaft zu machen. Wir lehnen freundlich ab; zu geschafft sind wir. Doch beim kalten THB (Three Horse Beer) werfen wir leise die Frage auf, ob man den Fluss in Richtung Meer befahren könne mit den Motorrädern im Gepäck. Kurzes Nachdenken, die zu transportierende Nutzlast wird berechnet. Klar ginge das, Reisedauer 2 - 3 Tage, und ein Boot sei kurzfristig zu beschaffen.

Nach kurzen Preisverhandlungen sind wir handelseinig, obwohl wir kaum glauben, dass die Sache funktionieren kann. Doch als am nächsten Morgen Ochsenkarren mit Vorräten und Zelten zum Fluss unterwegs sind und sich auch einige Schaulustige auf den Weg gemachthaben, wissen wir, dass unser Boot auf uns wartet. Mit vereinten Kräften werden die Bikes an Bord gehieft und wir finden ebenfalls noch Platz. Mit Albert, unserem Koch und "Reiseleiter" sowie 5 Mann Bootsbesatzung legen wir ab, nicht ohne von der Bevölkerung freundlich verabschiedet zu werden. 

Und so sind wir wohl die ersten Abenteurer, die mit 5 Bikes im Schlepptau in Richtung Belo Tsiribihina schippern. Gekocht wird an Bord, geschlafen auf Sandbänken und geduscht im Gewitteregen oder unter einem Wasserfall.

Beim Wasserfall hat sich eine Lemurenfamilie in den Bäumen angesiedelt, die wir einige Zeit beobachten können.

Das Bootspersonal nutzt die Pause, um die Schiffschraube mal wieder zu richten. Die unbändige Kraft des antiken Schiffsdiesels schafft es immer wieder, sie beim Passieren von Untiefen in eine andere als die einzig funktionale Form zu bringen.

Am Fluss lebenden Madegassen begleiten unsere Reise wie überall winkend und mit freundlichem Lächeln.

Die zweite Nacht auf einer Sandbank überstehen unsere Zelte nur als Fragmente und wir total aufgeweicht. Wieder hat uns ein Gewittersturm um den Schlaf gebracht, während das Bootspersonal unter vollem Körpereinsatz erfolgreich verhindert, dass sich das Boot ohne Besatzung und Passagiere aus dem Staub macht.

Glücklicherwiese sind unsere Tanks voll und so können wir direkt nach dem Entladen die Strasse der Baobabs von Belo Tsiribihina nach Morondava unter die Räder nehmen. Die 85 km lange Piste mit tiefem Sand ist durch den Regen der vergangenen Tage gespickt mit Wasserlöchern.  Die Hitze belastet uns zusätzlich und wir brauchen den ganzen Tag, um die kurze Strecke zurückzulegen. Dafür werden wir entschädigt mit den wohl bekanntesten und eindruckvollsten Baobabs des Landes und mit einem herrlichen Sonnenuntergang am Meer.

In Morondava finden wir die einladende Bungalowanlage Le Reniala au Sable d’Or  auf Nosy-Kely und beschliessen spontan, dass wir es uns doch verdient hätten, hier zwei Nächte zu bleiben. Wir lassen die Seele baumeln, geniessen die Ruhe und machen uns dann wieder auf den Rückweg nach Miandrivazo. Auch die Hauptstrasse von Morondava ist wieder voller Wasserlöcher vom nächtlichen Gewitter und überall im Land sieht man, welche Erosion das Wasser verursacht. Dennoch ist das Wasser wichtig, wie man dem geschäftigen Treiben an jedem noch so kleinen Bach entnehmen kann.

Heiligabend verbringen wir wieder am Lac Andraikiba bei Antsirabe und machen uns am 1. Weihnachtsfeiertag auf den Weg Richtung Fianarantsoa.

Nahe Fianarantsoa haben wir in Sahambavy das Le Lac Hotel ausgewählt, um eine Fahrt "mit dem Schrottzug durch den Dschungel" zu unternehmen, wie auch eine gleichnamige Fernsehdokumentation benannt ist.

Es handelt sich um die letzte noch intakte regelmäßig täglich befahrene Zugverbindung aus der Kolonialzeit, die Fianarantsoa mit Manakara an der Westküste verbindet. Beim Ablick der Gleise mögen manchem sicherheitsbewussten Westeuropäer die Knie weich werden. Erlebt man den Zug in Bewegung, kann man kaum glauben, dass er auch nur 10m schafft, ohne aus den Schienen zu springen. Aber es funktioniert. 

An den Haltestellen werden den Reisenden allerhand leckere Speisen angeboten. Ob Obst, Krebse oder Selbstgebackenes. Es lohnt sich, von allem einmal zu kosten.

Abstecher zum Nationalpark Ramonafana (den wir auf der Rückreise später nochmal besuchen) mit typischer Regenwaldstimmung, interessanten Gewächsen am Strassenrand und eindrucksvollen Fußgängerstegen.

Über einen Zwischenstopp in Ranohira erreichen wir Tulear und befinden uns damit zum zweiten Mal an der Westküste. Wir verbinden das Angenehme mit dem Nützlichen und gönnen uns eine "Stadtrundfahrt", die uns zunächst zu genüsslichen Eisbechern beim italienischen Eiscafe und später zum SOS Kinderdorf im Hafenviertel führt.

Den Bewohnern -es werden rd. 55 Kinder betreut- übergeben wir nach informativen Gesprächen mit dem Dorfältesten und dem Schullehrer am nächsten Tag den Inhalt unserer Stammtischkasse. Wir sind überzeugt, das die Summe von 700,- € in den Händen der dort Verantwortlichen gut angelegt ist und wenigstens einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der schulischen Ausbildung leisten wird.

Vom Hotel Plazza in Tulear haben wir einen guten Ausblick auf den Hafenbereich und können beobachten, wie mit Ochsenkarren Schiffe beladen werden.

Den Rest des freien Tages nutzen wir zu einem Abstecher zu den Stränden von Ifaty. Die feinsandige Piste kostet wieder viel Zeit und viel Schweiß. Das Gewitter am späten Nachmittag kommt allerdings nur den Kindern zum Duschen gelegen. Angesichts der fehlenden Kanalisation in Tulear, der überschwemmten Strassen,  und der Inhaltsstoffe der Dreckbrühe hätten wir gerne darauf verzichtet.

Mit Tulear verlassen wir den südlichsten Punkt unserer Reise, fahren angesichts fehlender Alternativen auf gleicher Route wieder Richtung Norden, um dann von Ramonafana aus nochmal an die Ostküste vorzustoßen.

Auf dem Weg nach Norden passieren wir wieder diewenigen Orte, an denen Saphire gefunden werden. Nach Goldwäschermethode werden Sie aus dem Fluss gewaschen.

In Ranohira steht noch der Besuch des Nationalparkes an. Laut Infotafel und Führer ein Ort mit einer Vielzahl endemischer Tier und Pflanzenarten. Doch wir sind etwas enttäuscht. An Tieren sehen wir bis auf ein Chamäleon, zwei verschiedene Lemuren, einige Spinnen und eine Menge Blutegel nichts.

Dafür ist die anschliessend zu fahrende Strasse an die Ostküste nach Mananjary eine Augenweide für uns. Kurve an Kurve, die schönste Landschaft und interessante Siedlungen entlang der Strecke. Glück für uns: Die ehemals als übel beschriebene Piste wurde wohl 2007 neu ausgebaut und vollständig asphaltiert.  

In Mananjary landen wir im Hotel Le Jardin de la Mer, verbringen dort noch einen Ruhetag und machen uns dann endgültig auf den Rückweg nach Tana..

Fazit:

Eine tolle, gewollt anstrengende und noch interessanter als absehbar verlaufene Reise. Wir blieben verschont von Zyklonen und Extremwetterlagen, die ein Fortkommen hätten verhindern können.

Die asphaltierten Strassen sind in überraschend gutem Zustand, die Unterkünfte zwar nicht nach westlichem Standard, aber durchaus akzeptabel. Schwerwiegender Mangel: oft ist der abendliche Vorrat an Rotwein auf ein/zwei Flaschen begrenzt.    

Ein tolles Land mit einer immer freundlichen, zurückhaltenden, aber bettelarmen Bevölkerung.