Hardcoretour1

01.08.2004, 00:00 Uhr

Ukraine

Hardcore - Tour 2004  oder „nur die Hadde kumme in die Kapadde“

Über Tschechien und die Slowakei führte diese Outbacktour in die Ukraine.

Nach einer 5-tägigen Rundreise dort gings über Polen wieder in Richtung Westen.

Teilnehmer und Material sind wieder vollzählig und wohlbehalten zurück.

Genug Härte bewiesen wir sechs Teilnehmer vom Triumph-Stammtisch Mörstadt, als wir mit unseren voll beladenen Motorrädern auf kurvenreichen Landstraßen in den uns fremden Osten fuhren. In 10 Tagen bereisten wir Tschechien, Österreich, die Slowakei, Polen und die Ukraine und standen am Grenzübergang zu Rumänien und Ungarn. Am ersten Tag ging es über den Grenzübergang Schirnding durch das waldreiche Tschechien. Der zweite Tag führte uns durch die Slowakei an einen idyllischen Stausee, an dessen Ufer wir in den mitgebrachten Zelten die Nacht verbrachten.

Am nächsten Morgen war dank gut ausgebauter Straßen der GrenzübergMehr als drei Stunden brauchten wir trotz sorgfältiger Vorbereitung und gültigem Visum für die Einreise bei Uzhorod. Prompt und kostenlos bekamen wir dagegen etwas, was uns für die nächsten Tage beständig begleitete: Die für uns fremde russische Mentalität. ang in die Ukraine schnell erreicht.

Als große Erleichterung erwies sich ein kleiner Zettel mit einer Adresse, den Andreas aus seinem Tiger-Tankrucksack zauberte. Sie führte uns zu einem Wirt in der Nähe der Stadt Mukacewe, einer der größten Städte der ukrainischen Karpaten, die auf der Transitstrecke nach Kiew und an die Krim liegt.

Als „Donau-Schwabe“ sprach der Wirt zu unserer Erleichterung deutsch, denn keiner aus unserer Truppe konnte russisch sprechen oder die ungewöhnlichen Buchstaben lesen.

Obwohl er uns allen absolut fremd war und wir uns unangemeldet bei ihm einfanden, brachte er uns und unsere Mopeds hilfsbereit trocken und vor allem sicher unter.

Den 1. Abend in der Ukraine feierten wir natürlich mit dem legendären russischen Wodka und probierten die wohlschmeckenden Biere der dort ansässigen Brauereien. Neugierig beäugten uns die Einheimischen und verwickelten uns in Gespräche. Erstaunt stellten wir fest, das sich der Mauerfall bis hier noch nicht herumgesprochen hatte.

Gerne nahmen wir das Angebot für eine weitere Übernachtung an und starteten so am nächsten Morgen, ausnahmsweise ohne Gepäck, in den südwestlichen Teil der Karpaten, der an den Grenzen zu Ungarn und Rumänien liegt.

Spektakulär wirkten unsere Bikes auf die Sinti und Roma, die dort ohne staatliche Unterstützung als Nichtsesshafte, teilweise bar Fuß, am Grenzübergang rumlungerten.

Dank der mitgebrachten Triumph-Aufkleber, die nun ihre vergammelten Fahrräder zieren, belästigten sie uns nicht weiter.

Trotz regnerischem Wetter machten wir uns am nächsten Tag, wieder voll beladen, auf den Weg ins Gebirge. Ab hier machten wir dem Namen Hard- Core- Tour alle Ehre:

- Schotterpisten, Schlaglöcher, in denen man ein Sitzband nehmen oder eine 17 Zoll-Felge vollständig versenken kann, Schlammdurchfahrten und steinige Pfade, die wie ausgetrocknete Hochgebirgsbäche anmuteten - und all diese Herausforderungen meisterten wir mit unseren absolut zuverlässigen Motorrädern großteils bei strömendem Regen.

Rasch folgte die Dunkelheit und es war aussichtslos, fe

Rasch folgte die Dunkelheit und es war aussichtslos, fernab der Zivilisation ein Quartier zu finden. Wie eine Fata morgana mutete da das plötzliche Auftauchen eines Ford aus Deutschland an, den wir kurzerhand stoppten.

Der freundliche Fahrer lotste uns ohne größere Erklärung in einen äußerst bedenklichen, dunklen Waldweg, der an einem ukrainischen Kindererholungsheim endete. Dort war außer hungrigen Kindern noch eine kleine Gruppe Studenten zu Gast, die aus Ländern wie Georgien, Aserbaidschan und dem Kaukasus stammten.

rnab der Zivilisation ein Quartier zu finden. Wie eine Fata morgana mutete da das plötzliche Auftauchen eines Ford aus Deutschland an, den wir kurzerhand stoppten.

Der freundliche Fahrer lotste uns ohne größere Erklärung in einen äußerst bedenklichen, dunklen Waldweg, der an einem ukrainischen Kindererholungsheim endete. Dort war außer hungrigen Kindern noch eine kleine Gruppe Studenten zu Gast, die aus Ländern wie Georgien, Aserbaidschan und dem Kaukasus stammten.

Die Hilfsbereitschaft, mit der unsere Mopeds und wir bedachten wurden, war schon fast beschämend, denn die nur spärlich vorhandenen Nahrungsmittel wurden wie selbstverständlich mit uns geteilt und die Bikes während der Nacht bewacht.

Wer in solch einer Situation, nur mit Gesten und Mimik willkommen geheißen wird, sieht unseren Wohlstand zu hause mit anderen Augen.

Als Dank für die Gastfreundschaft fuhr Heiko mit fast allen Kindern eine Ehrenrunde auf dem Vorplatz und ich schenkte einem kleinen Jungen ein angebrochenes Marmeladenglas aus Deutschland, das er wie einen Schatz hütete.

Zum Glück reichten die mitgeführten Reservekanister, um uns alle am nächsten Morgen über abenteuerliche Pisten zur nächsten Tankstelle zu bringen.

Die nächste Nacht verbrachten wir in einem für unsere Verhältnisse schäbigen Hotel, in dem während der Bestellung des Abendessens der Strom ausfiel. Dank der sorgfältig ausgewählten Ausrüstung für Notfälle konnten wir unsere Zimmer mit Stirnlampe und Kerzen erreichen.

Grundsätzlich vermieden wir sowieso einen zweiten Blick auf die sanitären Anlagen, da das Wort Hygiene in diesem Zusammenhang absolut deplaziert war.

Auf der nächsten Etappe reisten wir wieder aus der Ukraine aus und fuhren in die polischen Karpaten, im Südosten Polens, die sich Biesczady-Gebirge nennen und landschaflich unvergleichlich schön sind. Leider mussten wir auch hier wieder bis spät abends im Regenkombi fahren, bis wir ziemlich ausgehungert auf einem idyllischen Bauernhof eine Übernachtungsmöglichkeit fanden. Mit Eiern und Speck gestärkt, machten wir uns am nächsten Morgen gut gelaunt auf den Weg nach Zakopane, dem ältesten Wintersportort in der Hohen Tatra. Bedingt durch ein internationales Musikfestival war auch hier die Quartiersuche sehr problematisch.

Am nächsten Tag war ein letztes gemeinsames Frühstück angesagt, denn die Gruppe teilte sich, um individuell die Heimreise anzutreten.

Zu dritt fuhren wir auf kleinsten Sträßchen, Waldwegen und Serpentinen durch die Slowakei nach Tschechien. Wir streiften das österreichische Weinviertel und reisten am 9. Tag von Tschechien, bei Bayerisch Eisenstein, wieder in Deutschland ein.

„Der Westen“ hieß uns und unsere Motorräder wohlbehalten, mit überladenen Straßen und überladenem Büffet im Hotel, willkommen.

Fast 5.000 km Landstraßen in 10 Tagen waren zwar eine nicht zu unterschätzende Anstrengung, erweiterten aber den kulturellen Horizont mehr als erwartet und verhalfen meiner Bonneville T100 zu einer respektvollen, individuellen Namensgebung: „ Bonneville Ukraina, Ausführung Karpaty “

Sigi Schmidt vom RAT/Triumph-Stammtisch Mörstadt