Marokko

01.01.2005

Marokko

Wer hätte das gedacht ?!?!?:

Das weibliche Geschlecht dominiert die ultimativ letzte Abschlussfahrt des Jahres 2004 und die definitiv erste Saisoneröffnungsfahrt des Jahres 2005 unseres RAT-Triumph-Stammtisches Mörstadt.  Vier Herren dürfen in Begleitung von fünf Damen über den Jahreswechsel den europäischen Kontinent verlassen, um ihren Erfahrungshorizont wieder einmal in einem neuen Kulturkreis zu erweitern und dabei ihrem Hobby nach Lust und Laune nachzugehen.

Mit dabei bei der dreiwöchigen Motorradrundreise durch Marokko sind so zuverlässige Weggefährten wie

  • eine Triumph Tiger mit Qutbackerfahrung in Griechenland und der Ukraine

  • eine Triumph Bonneville  mit Qutbackerfahrung in Griechenland und der Ukraine

  • eine Triumph Tiger mit Qutbackerfahrung in Griechenland

  • eine Kawasaki ZZR1200, die war schon fast überall

  • eine Honda Transalp auch schon Ukraineerprobt

  • ein Moto-Guzzi-Gespann mit 20 jähriger Reiseerfahrung auf europäischen Strassen

  • ein VW-Bus leider bisher nur im Weinberg erprobt

 
Der Plan:

Einige treue Mitstreiter begleiten einen
schon etwas in die Jahre gekommenen Herren  bei seiner Flucht  vor der standesgemäßen Geburtstagsparty zum 50.

 

Das Ziel:

Möglichst weit weg aus der Zivilisation, aber dennoch mit eigenem Fuhrpark erreichbar, in drei Wochen zu machen und auch einem gewissen Erholungsbedürfnis Rechnung tragend.

Der Weg:

  • Huckepacktransport der Motorräder nach Sete.
  • Transporter und Hänger auf dem dortigen Moto-Cross Gelände abstellen.
  • Dank an Udo Heringhaus vom S&H Motorsportteam Ennepetal für die Vermittlung.
  • Die Damen am Flugplatz Montpellier bei Ryanair abholen.
  • Auf der Fähre Sete – Tanger Geburtstag feiern.

     

Am 17.12.2004 um 19.00 Uhr rollen die Räder. Die beiden Transportfahrzeuge mit Hänger sind beladen mit den Motorrädern und der Ausrüstung für 9 Personen für die kommenden 23 Tage und guter Stimmung geht es ab in Richtung Süden. Bereits nach wenigen Kilometern beginnt die Fahrt, abwechslungsreich zu werden: Zwei in grün gekleidete Mitbürger laden uns mit einem freundlichen aber bestimmten „Bitte folgen“ zu einem Plausch auf einem Rasthof ein. Wie sich schnell herausstellt sind sie mit der Geschwindigkeit, mit der wir unserem Drang nach Süden folgen, nicht ganz einverstanden. Wir nehmen dies mit Gelassenheit zur Kenntnis, in der Hoffnung, dass dies der einzige unangenehme Zwischenfall unserer bevorstehenden Reise bleiben würde. Der restliche Verlauf der Anreise zum Fährhafen in Sete, Südfrankreich, zeigt sich dann auch problemlos. So erreichen wir den für die Transportfahrzeuge gewählten Abstellplatz auf dem Motocrossgelände La Cible in Frontignan bereits am frühen Vormittag bei strahlendem Sonnenschein. Schon bald taucht auch der Platzwärter des Clubs auf und öffnet uns die Tore, sodass wir die Motorräder entladen und den Sprinter und die Hänger auf dem umzäunten und abgeschlossenen Gelände abstellen können.

Nachmittags können wir dann auch unsere Reiseteilnehmerinnen auf vom Flugplatz Montpellier abholen, die dort mit Ryan-Air pünktlich gelandet sind. Gemeinsam geht es zum Hafen in Sete, wo vor der Einschiffung noch ausreichend Zeit zu einem Stadtbummel und Besichtigung des Fischerstechens besteht. Erst bei einbrechender Dämmerung beginnt das Beladen der Fähre, die dann auch etwas später als geplant ablegt.

Den folgenden Tagen genießen wir bei strahlender Sonne und den ersten Flaschen Rotwein auf dem Sonnendeck, während leider unsere beiden zartesten Hübschen ihre Unverträglichkeit mit dem nur leichten Seegang festgestellt haben und es daher vorziehen, mit leerem Magen in der Kabine zu bleiben.

Um Mitternacht wird noch schnell mit einer Flasche Sekt auf den Geburtstag angestoßen, was ebenfalls nicht ohne weitere Folgen bleibt.

Am Morgen des 20. Dezember umschiffen wir Gibraltar, um dann mit einiger Verspätung in Tanger anzulegen. Im Zollgebäude scheint zunächst dank der uneigennützigen Hilfe eines in Deutschland lebenden Marokkaners trotz allgemeiner Konfusion alles reibungslos zu verlaufen. Doch der Schein trügt. Die bereits auf der Fähre in die Pässe gestempelten Einreisenummern sind mangels Stempelfarbe kaum lesbar. Ein dadurch entstehender Übertragungsfehler ist Anlass dafür, dass sich die Eintragungsprozedur für die Fahrzeuge über Stunden hinzieht und wir erst gegen 16.30 Uhr das Zollgelände verlassen können. Die Zeit ist uns jetzt soweit davongelaufen, dass uns keine Wahl bleibt, als die Hauptstrasse nach Fes zu nehmen und die zunächst geplante Nebenstrecke zu vergessen. Erst spät in der Dunkelheit kommen wir in Fes an, wo uns ein freundlicher Zeitgenosse direkt den Weg zum reservierten Ibis-Hotel zeigt, nicht ohne uns jedoch seinen Bruder als lizenzierten Führer für die Medina anzupreisen. Den Besuch der Medina müssen wir jedoch aufgrund der späten Stunde verschieben; das dort vorgesehene Geburtstagsessen wird kurzerhand im Hotel veranstaltet.

Nach einem Frühstücksbüffet, das keine Wünsche offen läßt, ziehen wir am 21. Dezember weiter in Richtung Süden. Über Sefrou, Tizi-Abekhnanes (1.769 m), Tizi-n-Tretten (1.934 m), Col du Zad (2.178 m) geht es zunächst nach Zeida und Midelt. Dann weiter über den Tizi Talrhemt (1.907 m) und Errachidia zum Hotel Xaluca kurz vor Erfoud.

Bei Dämmerung empfängt uns die Anlage mit zwei im Eingangsbereich lagernden Dromedaren. Die Beleuchtung lässt das Anwesen wie aus einem Märchen aus 1.000 und einer Nacht erscheinen. Wir sind vollkommen überwältigt von dem Anblick, von der Ausstattung der Zimmer und der Bäder. Schön, dass wir hier einen Aufenthalt von zwei Nächten vorgesehen haben. Die Gruppe spricht davon, die weiteren Reisepläne zu vergessen und den Rest des Urlaubes in dieser herrlichen Anlage zu verbringen.

Für den 22. Dezember ist ein Abstecher zum Erg Chebbi vorgesehen, den wir auch zu einer Rundfahrt um Rissani nutzen. An den Dünen fällt uns ein blauer Mann mit Dromedaren auf. Wir nutzen die Gelegenheit und entschließen uns bei einem Glas Tee auch aufgrund besten Wetters schnell dazu, die eigentlich erst für Heiligabend vorgesehene Kameltour vorzuholen. Dies erweist sich nachträglich als absolut gute Entscheidung. Den Rückweg treten wir teils auf Pisten entlang der Dünenkette an.

Tags darauf ist Weiterreise angesagt. Über Alnif, Tazzarine, Nekob erreichen wir Zagora im Vallee du Draa. Schon am Vormittag hat starker eiskalter Wind eingesetzt und vor Zagora beginnt leichter Nieselregen.

Wir kommen im Hotel Palmeraie direkt am Timbuktu-Schild unter. Die Motorräder stehen zum Schutz in der Hotelhalle.

Eigentlich wollen wir hier zwei Tage bleiben und am Heiligabend neben einer Kameltour auch einen Ausflug nach M`hamid unternehmen. Wegen der Kälte und des Regens entscheiden wir uns jedoch, bereits am nächsten Tag wieder nach Norden aufzubrechen. Es geht das Draa-Tal hoch bis Ouarzazate, dann entlang des Dades-Tales östlich bis Boumalne Dades.

Auf dem Tizi-n-Tinififft (1.660 m) erwartet uns starker Nebel und frisch gefallener Schnee. So freuen wir uns, im Cafe an der Nordrampe des Passes bei einem warmen Tee auf den gemalten Wandbildern die Landschaft bewundern zu können, die wir durchquert haben.

In Boumalne Dades beziehen wir Quartier im Hotel Tizzarhouine. Dort erwartet uns am 24. Dezember zum Heiligabend zwar kein Tannenbaum, aber ein liebevoll dekoriertes Grün, das wir als Weihnachtsgestrüpp bezeichnen. Abends gibt es Musik und Folklore. Das hilft, um die Kälte im Restaurant, die vom flackernden Feuer des Kamines kaum erwärmt werden kann, leichter zu ertragen. Als Heiko es dann auch noch gelingt, dank seiner Arabischkentnisse das Personal zur Beschaffung einiger Flaschen Rotwein zu veranlassen, küsst Manfred ihm die Füsse. Der Abend ist endgültig gerettet.

Der Kalte Wind hält weitere zwei Tage an, was uns nicht hindert, die Dades- und die Todra-Schlucht zu erkunden.

Am 25. Dezember schaffen wir es bis Tilmi, bevor uns Schnee und Eis zum Umkehren zwingen.

Am 26 Dezember geht es in der Todra-Schlucht bis einige Kilometer nördlich von Tamtattouchte.

Ein auf der Hochebene entgegenkommender Geländewagenfahrer erklärt, dass der Weg weiter oben unpassierbar sei. Da uns auch der freundliche Führer von der Auberge Tafouyt in Tamtattouchte die Passierbarkeit der West-Ost-Verbindung nicht bestätigen kann, belassen wir es bei einem kurzen Einstieg und kehren zurück nach Tinerhir. Dort geraten wir im Straßencafe in die Fänge eines überaus freundlichen Herren. Schon bald landen wir in einer Teppichcooperative und werden stolze Eigentümer mehrerer schöner handgeknüpfter Teppiche.

Der Weg führt uns am 27. Dezember wieder im Vallee du Dades nach Westen über Ouarzazate nach Ait-Benhaddou.

 

Den ursprünglich vorgesehenen Abstecher über die Nebenstrecke zum Tizi-n-Tichka streichen wir aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Tage schon gleich aus der Planung und widmen uns stattdessen einer ausgedehnten Besichtigung des als Weltkulturerbe ausgezeichneten Ksar.

Über den Tizi-n-Bachkoum (1.700 m) erreichen wir in südlicher Richtung Tazenakht. Im Hotel Zenaga kommen wir unter, wo uns der Wirt voller Stolz seine Warmwasseranlage auf dem Dach und die Bilder einer großen Motorradreisegruppe vom Herbst zeigt.
Die Motorräder werden im eigens ausgeräumten Schuppen und das Gespann an der Tankstelle sicher abgestellt. Das Essen ist hervorragend und erneut sind freundliche Helfer in der Lage, aus dem Nachbarort Alkohol zu organisieren, wobei es sich in diesem Fall um Wodka handelt, weil weder Rotwein noch Bier verfügbar sind.

Und weil der Wodka leicht verdünnt mit Cola uns so gut bekommt, darf unser freundlicher Bote gleich noch ein zweites Mal ins Nachbarort reisen.

Der folgende Tag führt uns weiter nach Westen. Über den Tizi-n-Ikhsene (1.650 m), den Tizi-n-Taghatine (1.886 m), Taliouine, Igherm erreichen wir Tafraoute im Anti-Atlas.
Wir befinden uns in einer Landschaft, die uns wieder und wieder in Staunen versetzt. Die Übernachtung im Hotel Les Amandiers ist wenig aufregend. Interessanter dagegen schon der Stadtbummel und der Besuch des Marktes.

Am 29. Dezember velassen wir Tafraoute durch erneut atemberaubende Landschaft mit dem Ziel Tanalt, Ait-Baha, Taroudant. Leider verspüren wir bei den herrschenden großartigen Fahrbedingungen keine große Lust an Orientierungsstopps und driften so etwas weiter als geplant nach Westen ab. Kurzerhand ändern wir die Routenpläne und fügen einen vorher nicht geplanten Besuch des Atlantikstrandes südlich von Agadir ein.

So kommen wir am Abend noch bis Olad Berhil, wo wir in dunklen staubigen Seitenstrassen den Riad Hida suchen. Tausend Hände deuten uns ungefragt die Richtung an und als sich das Tor öffnet sind wir erneut völlig überrascht , welche Perlen man in dieser unwirtlichen Umgebung doch finden kann.

Silvester naht und wir wollen den Jahreswechsel in Marrakech verbringen. So überqueren wir den Atlas über den Tizi-n-Test, der zwar mit einigen Vereisungen aber dennoch problemlos zu bewältigen ist. Wir haben großartige Sicht über die weite Landschaft.

Marrakech empfängt uns mit einem unglaublichen Verkehrsgewühl, in dem wir mit allen Mitteln versuchen, unsere sieben Fahrzeuge beisammen zu halten und uns nicht gegenseitig zu verlieren. Ein selbsternannter Führer, dessen Hilfe wir jedoch dankbar annehmen, erklärt uns, das CTM-Hotel sei mit Fahrzeugen nicht mehr zu erreichen. Er lotst uns stattdessen zum Grand-Hotel Tazi und dessen Hotelgarage, wo wir froh sind, einigermaßen sicher parken zu können.

Die Lautstärke, das Verkehrsgewühl und der erbärmliche Zustand der Hotelzimmer lässt uns diskutieren, ob es überhaupt sinnvoll ist, hier auch nur einen Tag zu bleiben. Die Entscheidung fällt für bleiben und so dürfen wir wohl wegen chronischen Geldmangels der Hotelführung unsere zwei Übernachtungen und die Silvesterveranstaltung im Voraus bezahlen.

Abends erkunden wir noch den Djemma el Fna auf eigene Faust und machen uns am folgenden Tag mit Führer auf in die Medina in ein Gewimmel aus Menschen, klingelnden Fahrrädern und hupenden stinkenden Mopeds. Das Angebot an „augenschönen“ Dingen, die Verkäufer, die alle „nix Schlawiner“ sind und „arme Schlucker Preise“ machen, verführt zu manchem Gelegenheitskauf.

Die Silversterveranstaltung im Gran-Hotel gerät  (wir hätten nichts anderes erwartet)  ebenfalls zu einem lautstarken Spektakel. Und weil es so schön ist, werden kurzerhand die Getränkepreise für den Abend verdoppelt.

Am 1. Januar verlassen wir Marrakech in Richtung Osten. Über Demnate, Tanannt gelangen wir zu den beeindruckenden Ouzud-Wasserfällen.

Unterwegs zum Hotel Ouzud in Beni Mellal genießen wir die herrlichen Aussichten über den Bin-el-Ouidane-Staussee.

Tags darauf wollen wir auf unserem Weg zurück in Richtung Fes die Nebenstrecke von Khenifra über Ain-Leuh nach Azrou nehmen.

Das Vorhaben scheitert wieder einmal an den Schneeverhältnissen. In Wintersportort Ifrane erwartet uns Stop and Go Verkehr, sodass wir annehmen, halb Marokko sei rodeln gegangen. Später hören wir, dass wohl ein Besuch des König das Verkehrschaos ausgelöst haben könnte.

In Fes wählen wir das schon bekannte Ibis-Hotel, diesmal für zwei Übernachtungen. Am freien Tag besuchen wir auch hier die Medina mit Führer. Fahrräder und Mopeds fehlen hier ganz. Die auch hier herrschende Betriebsamkeit ist daher angenehmer zu ertragen als in Marrakech.

Für den Rückweg zum Fährhafen Tanger haben wir uns die Rif-Strecke über Ketama, von dort nach El Jebha ans Mittelmeer und Entlang der Küste nach Tetouan vorgenommen. Die Strecke zwischen Ketama und El Jebha kostet uns wegen der nur noch ansatzweise vorhandenen Befestigung doch etwas Zeit und so übernachten wir bei einbrechender Dunkelheit schon etwa 40 km vor Tetouan direkt am Meer.

Mangelnde Speisevorräte im Hotel lassen uns improvisieren. Schnell sind auf dem Markt Lebensmittel besorgt und woher auch immer der obligate Wein organisiert. So wird auch dieser letzte Abend auf dem afrikanischen Kontinent noch mal ein Erlebnis.

Die restlichen Kilometer bis Tanger sind am folgenden Tag schnell zurückgelegt. 

 Im Hafen erwartet uns wieder die Marrakech, um uns nach Europa zu bringen.

Den Tag auf See können wir wieder zum Sonnenbaden und relaxen nutzen. In Frankreich erwarten uns unsere dort abgestellten Transportfahrzeuge. Wir machen noch einen Kurzbesuch bei Freunden in Spanien und sind am 8. Januar wieder wohlbehalten an unserem Ausgangspunkt zurück.